Begründung:
Mittlerweile hat ein erstes Gespräch mit den
Fraktionsvorsitzenden stattgefunden. Weiter wurden Informationen über diese
Problematik an den Magistrat weitergegeben. Ebenso erläuterte Herr Günther
Stephan diese Problematik in der Magistratssitzung vom 01.11.2010.
Es sollte ein Versuch sein, in einer gemeinsamen
Anstrengung aller politischen Kräfte in Laubach die sich fortlaufende
verschlechternde (fach-)ärztliche Versorgung mit einem Projekt „Medizinisches
Versorgungszentrum / Ärztehaus“ von Stadt, Ärzten, Apotheken, privaten Partner,
Banken und regionalen Krankenhäusern als Partner zu stoppen und perspektivisch
sogar wieder zu verbessern.
Problemstellung:
Die Versorgung mit Fachärzten in Laubach hat sich in
den letzten 20 Jahren schleichend, aber dramatisch verschlechtert.
In 1990 gab
es in Laubach:
1.
1 Krankenhaus mit
40 Betten
(allgemeine Grund-/ Erst-/ und
Notversorgung, Unfall-/ Gelenkchirurgie)
2.
1 Gynäkologie
inkl. einer Entbindungsstation
3.
1 Facharztpraxis
Chirurgie (integriert im Kellerbereich des Krankenhauses)
4.
1 Facharzt
Schmerztherapie
5.
1 Facharzt Gynäkologie
6.
1 Facharzt Kinderarzt
7.
1 Facharzt Hals/
Nasen / Ohren
2010 gibt es
in Laubach noch:
1.
1 Facharztschmerztherapeut
(2 Sprechstunden pro Woche im Laubacher Stift)
2.
1 Facharzt
Gynäkologie
Derzeitige
Entwicklung:
Der Facharzt Gynäkologie steht in ca. 2 Jahren vor dem
Ruhestand. Es besteht die Gefahr, dass der Kassenarztsitz von Laubach abgezogen
/ verkauft wird (z. B. nach Lich oder Gießen).
Eine große Hausarztpraxis (Dr. Sturm) ist zum 01.04.2011
zum Verkauf bzw. zur Nachfolge ausgeschrieben. Es ist fraglich, ob sich ein
Nachfolger findet und der Sitz in Laubach gehalten werden kann (Kassenarztsitze
mit hohen Patientenzahlen und entsprechend hohem Budget sind gefragt, z. B. in
Gießen).
Ausblick
2012:
Es gibt in Laubach keinen Facharzt mit Kassenzulassung
mehr. Die Zahl der Hausärzte reduzieren sich weiter; die Wartezeiten werden
länger; die Qualität sogar dieser hausärztlichen Grundversorgung wird immer
schlechter. Es ziehen noch mehr Menschen aus Laubach weg oder gar nicht erst
hierher, weil der Standortfaktor „ärztliche Versorgung“, gerade für junge und
alte Menschen, nicht mehr gegeben ist.
Wenn wir
nicht jetzt, wo noch gewisse Strukturen vorhanden sind, auf denen aufgebaut
werden kann, etwas tun, ist der Zug bald endgültig abgefahren!
Bundes-/
landespolitische Rahmenbedingungen:
·
Finanzielle und
organisatorische Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärzte werden immer
schlechter. Es wird immer unattraktiver im ländlichen Raum eigene, unabhängige
Einzelpraxen zu betreiben.
·
Aber: Aufgrund
des hohen Arbeitsdruckes werden attraktive Rahmenbedingungen (motivierte
Kommune, günstiges Bauland, Kinderbetreuung, Schulversorgung, schöne Natur,
gute Arbeitsbedingungen, gute Kooperationen mit Kollegen) für Ärzte immer
wichtiger. Damit lassen sich diese auch aufs Land locken, wie sich anderswo
gezeigt hat - aber: der Rahmen muss stimmen!
·
Die Gesetzesänderungen
der letzten Jahre haben die Möglichkeit eröffnet, stärker in Kooperationen zu
arbeiten (Praxisgemeinschaften; Ärztehäuser; Medizinische Versorgungszentren
mit angestellten Ärzten; Kooperation mit Krankenhäusern; die eigene Ärzte
abstellen für Sprechstunden etc.)
·
Unter den
Krankenhäusern herrscht größter Konkurrenzdruck. Man versucht, mit dem Aufbau
von Ärztehäusern / Med. Versorgungszentren Patientenströme aus dem ländlichen
Bereich in die eigene Klinik zu ziehen.
Frage:
Können wir diese Rahmenbedingungen zu unseren Gunsten nutzen?
Bisherige
Aktivitäten:
Aus dem Round-Table-Gespräch zum Thema „Ärztliche
Versorgung auf dem Land“ im November letzten Jahres im Rathaus gab es mehrere
Gesprächsrunden u. a. mit Laubacher Ärzten, Apothekern,
Regionalmanagementverein „Giessener Land“, Asklepios-Klinik Lich, Prof. Dr. George
(FH Gießen) und interessierte Fachärzte etc.
Es gibt ein
hohes Interesse und Bereitschaft vieler kompetenter Beteiligter, konkret ein
Projekt Med. Versorgungszentrum / Ärztehaus in Laubach anzugehen!
Erfolgsvoraussetzungen:
· Die Initiative muss von der Stadt Laubach ausgehen
(nur wir, alle politischen Gremien, der Bürger, haben das echte Interesse im
Sinne unserer Bevölkerung.) Alle anderen verfolgen mehr oder weniger primär
eigenwirtschaftliche Interessen. Die Stadt muss bündeln und das Ziel verfolgen,
das Projekt zu realisieren und zwar hier in Laubach und nicht in Lich oder
Gießen.
· Vereinbarung in der Laubacher Politik auf
überparteiliche Initiative. Keine Gruppierung sowie der Bürgermeister verkauft
es für sich, sondern wir alle verkaufen es gemeinsam inkl. des Magistrates.
· Bereitschaft zur Mitfinanzierung. Das wäre zum einem
die o. g. Anschubfinanzierung in Höhe von 30.000,- Euro. Weiter könnte es so
aussehen, dass die Stadt hier noch ein Grundstück aus ihrem Eigentum zur
Verfügung stellt. Ein Beispiel hierfür wäre die Grundschule in Freienseen.
· Die professionelle Unterstützung bei der weiteren
Projektierung in Bausteinen bzw. Schritten. In vielen Gesprächen mit Laubacher
Ärzten bzw. anderen Beteiligten bezüglich der weiteren Vorgehensweise wurde bis
zu einem gewissen Punkt festgestellt, dass dies nicht ohne professionelle Hilfe
geht, dieses Thema zu stemmen bzw. alle Partner entsprechend zu bündeln. Hierzu
liegt uns ein erstes Angebot vor, welches wie oben schon beschrieben, 30.000,-
Euro kostet. Alle weitergehende Mittel darüber hinaus würden sich über
Investoren finanzieren.
Die 30.000,-- € setzen sich wie folgt zusammen:
Hier wurde vom Unterzeichner einmal ein Angebot von
einer Firma angefordert, die sich genau mit dem Thema „Gründung von
Ärztehäusern / Medizinischen Versorgungszentren“ beschäftigt. Diese Firma hat
bereits mehrere solcher Projekte komplett abgeschlossen.
Die Beauftragung dieser Firma ist nicht bindend bzw.
abschließend, sondern nur, um erste Informationen über die Kosten für die
Realisierung eines solchen Projektes zu erhalten.
In den 30.000,-- € sind enthalten:
1. Die Sicherstellung einer
Projektfinanzierung über Investoren ( z.B. Apotheke, Kommune, Krankenhaus )
2. Die
Sicherstellung der Immobilienfinanzierung mit Hilfe von regionalen Investoren
( wie z.B. der Sparkasse, der Volksbank
oder regionalen Unternehmen mit starken Interesse an der regionale Infrastruktur
)
3. Die Gründung eines medizinischen
Versorgungszentrum mit einem regionalen Krankenhausanbieter ( wie z. B.
Krankenhäuser aus Lich oder Gießen oder einem regionalem privaten Träger ) für
die Weiterentwicklung der fachärztlichen Versorgung
4. Die Gründung eines zweiten
medizinischen Versorgungszentrums mit ansässigen Hausärzten und einem Apotheker
zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung.
5. Die Gründung einer Praxisgemeinschaft
mit selbstständigen Hausärzten der Region, welche Ihre Selbstständigkeit
behalten und als Unternehmer in die Konzeption einsteigen möchten.
6. Die Prüfung einer möglichen Integration
der Stadt Laubach in die MVZ Gesellschaften als Gesellschafter.
7. Erwerb von Facharztsitzen für das
medizinische Versorgungszentrum des Krankenhausträgers.
8. Erwerb von Hausarztsitzen für das
medizinische Versorgungszentrum mit Apotheker und Hausärzten, wobei diese
Konstellation aus unserer Sicht nur eine Option ist.
9. Die Zentralisierung der medizinischen
Versorgung sämtlicher Fachbereiche über die Schnittstelle EDV Diagnostik,
Personal und Raum.
Diese Firma bietet in der ersten Phase
zunächst die Sicherstellung der Projektfinanzierung und die Durchführung der
Konzeptionsphase zur Umsetzung des Ärztehauses zu einem Pauschalpreis von
30.000,-- € an. Folgende Leistungen sind dabei noch wesentlich berücksichtigt.
1.
Die
Regionalanalyse der medizinischen Versorgung
2.
Ca. 30-50
Interviews mit Vertretern der Stadt Laubach, Banken, Ärzten und weiteren
Investoren, wie z.B. Kliniken und Apothekern
3.
Die Konzeption
unter der oben genannten Berücksichtigung gesellschaftsrechtlicher,
wirtschaftlicher, organisatorischer und strategischer Kriterien
4.
Die
Projektplanung in der Umsetzungsphase.
Eine erste Phase wird bereits zwei bis drei Monate in
Anspruch nehmen bevor es zu einer möglichen Umsetzung kommen kann. Für die
gesamte Entwicklung ist mit einem Zeitaufwand von zwei Jahren zu rechnen.
· Deshalb kurzfristige Bereitstellung der Mittel
hierfür.
Vorbilder:
Es gibt inzwischen bundesweit zahlreiche vergleichbare
Projekte, wo in den letzten zwei Jahren erfolgreich solche kommunalen
Ärztehäuser auf dem flachen Land eröffnet wurden und sich die Tendenz der
langjährigen Verschlechterung umgekehrt hat (z. B.: Eröffnung zum 01.10.2010 in
Hermannsburg im LK Celle; Eröffnung 2009 in Schladen/ Niedersachsen, weitere
Modelle gibt es in Thüringen und Bayern etc., diese sind nicht abschließend
genannt).
Nächste
Schritte:
Winter 2010: Bereitstellung von 30.000,- Euro im Haushalt 2011
oder ggf. im
Nachtrag
2010. Erstellung einer professionellen Projektplanung für
ein
Ärztehaus / MVZ
Winter 2010/11: Im Rahmen dessen, Suche nach tatsächlichen,
verbindlichen
Partnern im Bereich Krankenhaus, heimische Ärzte,
potentieller
Fachärzte, Investoren, Banken, Apotheken etc.!
Weiterhin
Suche nach geeigneten Grundstücken
Frühjahr/ Im
Erfolgsfall; vertragliche Verhandlungen, Vereinbarungen und
Herbst 2011: Beschlüsse
2012: Baubeginn
/ Eröffnung
Es muss im Interesse aller politischer
Beteiligten sein, ein solches Projekt in Laubach zu verwirklichen, um hier auch
gerade dem Demographischen Wandel und der älter werdenden Bevölkerung entgegen
zu wirken. Lesen Sie täglich einmal die Hiobsbotschaften wie unser Gesundheitsminister
diesem entgegnet und was die Planungen für die Zukunft sind.
Bezogen auf die immer wiederkehrende
Berichterstattung in der Presse um den Ausgleich bzw. die Besserstellung von
Ärzten über Ihre Entlohnung ist eine sehr schwierige Debatte bzw. Situation.
Herr Günther Stephan hat in der Vorstellung in der Magistratssitzung erläutert,
dass genau diese 150 Mio. Euro, die für Ärzte zur Verfügung gestellt werden,
genauso wie unsere Gewerbesteuer, nicht bei den Ärzten hier vor Ort ankommt.
Gerade hier ist es für Ärzte genauso wichtig wie bei Kommunen auch interkommunal
zusammenzuarbeiten bzw. auf die Ärzte bezogen, dass mehrere Ärzte zusammen in
einer Praxisgemeinschaft arbeiten und hier Synergieeffekte auf Seiten der Kosten
des Nichtausgleichens durch die Kassenärztliche Vereinigung zu kompensieren.
Dies liegt insbesondere im
administrativen Bereich sowie im Miet- und Personalkostenbereich. Durch diese
Zusammenlegung kann auf jeden Fall ein „Mehr“ für den Patienten erzielt werden.
Dies drückt sich dann in der Leistung des Arztes gegenüber des Patienten aus.
Wir könnten so also in Laubach dem Trend
entgegenwirken, dass einzelne Ärzte bzw. wie Presseberichte lauten, schon jetzt
sagen, sie nehmen überhaupt keine Patienten mehr auf. Dies wäre in einer
Praxisgemeinschaft nicht der Fall.
Gerade auch in Zeiten knapper kommunaler
Kassen ist es mehr denn je wichtig, dass wir genauso wie mit den 100.000,- Euro
für eine Attraktivitätssteigerung der Innenstadt immer noch Gelder
bereitstellen, die zwar zusätzlich sind, aber langfristig ihren Erfolg für
Laubach zeigen. Ein solches Projekt sollte nicht zuletzt aufgrund politischer
Bedenkenträger und Abwehrhaltung gegenüber dem neuen Bürgermeister zum Scheitern
kommen.
Die vielen Gespräche die seit dem
Bürger-Round-Table geführt wurden, zeigen, dass wenn wir jetzt etwas tun, wir
gemeinsam eine Lösung für Laubach herbeiführen zu können.
Es wird gebeten wie beantragt zu
beschließen.
Ein Vorschlag von Seiten des
Unterzeichners ist es weiter, für diesen Antrag wie beschrieben zu beschließen
und parallel hierzu eine Kommission nach der Hessischen Gemeindeordnung zu
bilden. Besetzt mit der bisher tagenden
Arbeitsgruppe, Stadtverordneten, Apothekern, Ärzten und der Verwaltung.
Beschlussantrag:
Der Magistrat stellt über den Haupt- und
Finanzausschuss sowie die Stadtverordnetenversammlung für die Realisierung
eines Medizinischen Versorgungszentrums / Ärztehauses 30.000,- € in den
städtischen Haushalt ein.