hier: Beitritt zur dorfschmiede gGmbH
Begründung:
Die
Bundesrepublik Deutschland befindet sich in einem fundamentalen demographischen
Wandlungsprozess, der das Leben ihrer Bürgerinnen und Bürger individuell spürbar
und unser Gemeinwesen bis zu den kleinsten staatlichen Ebenen in grundlegender
Weise verändern wird. Ein steigender Pflegebedarf ist da nur eine Facette
dieser Entwicklung.
Ausgehend
von den bekannten Daten der Altersstruktur und der Bevölkerungsentwicklung
vergangener Jahre, lassen sich Prognosen für die Entwicklung der Stadt Laubach
in den kommenden Jahrzehnten berechnen. Eine von der Bertelsmann Stiftung errechnete
Prognose geht für die Gesamtkommune von einer Bevölkerungsabnahme um 8,2
Prozent im Zeitraum von 2009 bis 2030 aus. Dieser Wert liegt deutlich über dem
des Landkreises Gießen mit einer Abnahme von 2,5 Prozent und dem des Landes
Hessen mit lediglich 0,5 Prozent. Deutlich wird der Demographische Wandel in
der Kommune Laubach nicht nur an Hand der Einwohnerzahlen. So zeichnet auch die
zukünftige Altersverteilung ein sehr deutliches Bild. Hier errechnet die
Bertelsmann Stiftung, dass der Anteil der Bevölkerung unter 18 Jahre bis zum
Jahr 2030 um 2,5 Prozent von 16,9 Prozent auf 14,4 Prozent zurückgeht. Im
gleichen Zeitraum wird prognostiziert, dass der Anteil der Senioren im Alter
von 65 bis 79 Jahre um 7,2 Prozent von 16,3 auf 23,5 und der Anteil der
sogenannten hochbetagten Personen über 80 Jahre um 3,7 Prozent von 6,1 auf 9,8
Prozentpunkte signifikant und nachhaltig ansteigen wird (vgl.
www.wegweiserdemographie.de).
Eine
weitere Prognose wurde im Rahmen des Regionalplans Mittelhessen erstellt. Der
Regionalplan Mittelhessen 2010 geht bei seiner Prognose von einem Bevölkerungsrückgang
um rund 3,5 Prozent, ausgehend vom Basisjahr 2002, bis zum Jahr 2020 aus (vgl.
Regierungspräsidium Gießen, 2010).
Um
diesem Problem zu begegnen wurde das Projekt „dorfKERN – Das Freienseener Haus
der Begegnung“ ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich um eine Initiative
des Vogelsberger Seniorennetzwerks i.G. und ist eine Vision, die auf allen
Ebenen aus den Folgen des Demographischen Wandels lernen will: Es will älteren
Menschen die Möglichkeit zur heimatnahen Tagespflege und -betreuung schaffen.
Es will den Angehörigen von Pflegebedürftigen die Möglichkeit bieten, sich im
Rahmen ihres Pflegeurlaubs zu erholen. Es soll die dörfliche Nahversorgung
reaktivieren und als neuer Ortsmittelpunkt ein Forum für den Dialog des ganzen
Ortes bieten. Es soll Jung und Alt zusammenführen und die medizinische
Versorgung optimieren. Es soll zwei Leerstände in historisch wertvollen
Gebäuden beseitigen. Und durch die Zusammenarbeit mit dem Waldkindergarten und
der Schule, die beide vom Gemeinschaftssinn der Freienseener getragen werden,
soll hier ein Mehrgenerationen-Projekt
im besten Sinne entstehen, das einen neuen Impuls zur Dorfentwicklung setzt.
Hierzu
wurden bereits eine Machbarkeitsstudie und eine architektonische Voruntersuchung
in Auftrag gegeben. Unter anderem sollen in dem Gebäudekomplex an der Alsfelder
Straße eine Tagespflegeeinrichtung, ein Dorfladen, betreute Wohneinheiten, eine
kulturelle Begegnungsstätte und eine Gruppe zur Betreuung Demenzerkrankter implementiert
werden. Die Ergebnisse der beiden Untersuchungen sind positiv, so dass nun der
organisatorische Rahmen aufgebaut werden soll.
Analog
der Machbarkeitsstudie wird das Projekt durch eine nun zu gründende gemeinnützigen
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) getragen werden. Neben
kirchlichen Institutionen soll auch die Stadt Laubach als Gebietskörperschaft
Mitgesellschafterin der gGmbH werden. Eine finanzielle Verpflichtung über den
Erwerb der Gesellschafteranteile hinaus (z.B. „Nachschusspflicht“ besteht
nicht.
Durch
die Beteiligung der Stadt Laubach an der gGmbH entstünden mehrere Vorteile:
1.) Kommunale
Interessen werden vertreten
Neben
der Mitsprache in der Gesellschafterversammlung und dem Aufsichtsrat der gGmbH
kann die Kommune überdies mit dafür sorgen, dass die im Zuge der Errichtung und
des Betriebs des Großprojekts entstehenden Ausgaben zum großen Teil innerhalb
der lokale Wertschöpfungskette verbleibt und somit örtlichen Unternehmen zugutekommt.
2.) Leuchtturmprojekt mit Vorbildfunktion
Als
Teil der Gesellschaft ist Laubach damit in einer Vorreiterrolle bei der Findung
neuer Konzepte zur Belebung ländlicher Ortslagen und zum nachhaltigen Umgang
mit den Folgen des Demographischen Wandels.
3.) Fördermittelakquise
Durch
die Beteiligung der Stadt Laubach ist die gGmbH in der Lage, verbesserte Konditionen
bei der Einwerbung öffentlicher Fördermittel zu erreichen.
4.) Unterstützung
des bürgerschaftlichen Engagements in Freienseen
Eine
öffentliche, ideelle Unterstützung des breiten Engagements der Freienseener zum
Erhalt Ihrer dörflichen Strukturen und Lebensqualität.
Die
Finanzierung des Gesamtvorhabens soll durch öffentliche und private Gelder dargestellt
werden, deren Antragsteller sowohl die jetzt zu gründende gGmbH als auch der
sich in Gründung befindende Förderverein „Vogelsberger Seniorennetzwerk /
Nachbarschaftsfamilie“ sind.
Von
den Verantwortlichen wurde uns mitgeteilt, dass die noch nicht der endgültige
(Arbeitsgrundlage) Gesellschaftsvertrag ist, sondern nur ein Entwurf. Bis zur
Stadtverordnetenversammlung soll dieser Vertrag fertig sein.
Beschlussantrag:
Der Magistrat beschließt:
Zur Unterstützung und
kommunalpolitischen Begleitung des Dorfentwicklungsprojekts „dorfschmiede“
(Haus der Begegnung) im Stadtteil Freienseen wird folgender Beschluss gefasst:
Die
Stadtverordnetenversammlung möge den Beitritt zur dorfschmiede gGmbH beschließen.
Die für den Kauf der Gesellschafteranteile nötigen EUR 7.500,00 werden im
Produkt 61.1.01/0290.830102 im Vorgriff auf den Nachtragshaushalt 2012 zur Verfügung
gestellt.